
Bergmassiv Kelinschektau
Das Kelinschektau an der östlichen Flanke des Karataus beeindruckt durch seine Felsformationen die an eine kasachische Legende erinnern.
An der nordöstlichen Flanke des Karataugebirges im Süden Kasachstans erhebt sich eine Bergkette, deren Felsen nicht nur geologisch, sondern auch mythologisch von besonderer Bedeutung sind: Kelinschektau. Das Wort Kelinschek steht für den traditionellen langen und spitz zulaufenden kasachische Brauthut – und Tau steht kasachisch für Gebirge. Der Name kommt nicht von ungefähr: Die schroffen Gipfel, die sich steil über das umliegende Land erheben, ähneln dem kasachischen Brauthüten und Höckern von Kamelen und erzählen damit eine Legende, die sich vor vielen, vielen Tausenden von Jahren ereignet haben soll – eine Legende von Schönheit und Hochmut.
Die Legende der versteinerten Tochter
Vor vielen Jahrhunderten lebte am Fuß des Karatau ein wohlhabender Mann mit seiner wunderschönen Tochter Aisulu. Ihre Schönheit war weithin bekannt, und zahlreiche Bewerber baten um ihre Hand. Doch der Vater überließ die Entscheidung seiner Tochter – und so wurde bald ein prächtiger Brautzug vorbereitet, mit einem Mitgiftkarawanen von 60 Kamelen, beladen mit Gold, Silber und kostbaren Stoffen.
Während der Reise warf Aisulu einen neugierigen Blick auf ihre Mitgift – und war enttäuscht. Zwischen all dem Luxus entdeckte sie einige Gegenstände aus einfachem Aprikosenholz. Empört darüber, dass nicht alles aus Silber war, schickte sie eine Botschaft an ihren Vater, er solle auch diese Stücke durch Silber ersetzen.
Doch der Vater war tief getroffen. Er erkannte die Undankbarkeit seiner Tochter und sprach:
„Dein Herz ist aus Stein – also sollst du selbst zu Stein werden.“
In diesem Moment verwandelten sich Aisulu, die Kamele, das Geschirr, die Stoffe – alles versteinert, eingefroren in der Zeit. So erklärt die Legende die bizarre Silhouette von Kelinschektau, wo Felsformationen wie verlassene Karawanen und versteinerte Gestalten erscheinen.
Ein Labyrinth aus Fels und Wind
Abseits der Erzählung offenbart sich Kelinschektau als ein geologisches Wunder: ein wild zerklüftetes Bergmassiv mit bizarren Felsformationen und abweisenden Steilwänden, die sich auf bis zu 1.729 Meter über dem Meeresspiegel erheben. Das Gebirge liegt im Suzak-Distrikt der Region Türkistan und erstreckt sich in zwei langen Ausläufern – einer in Südost-Nordwest-Richtung, der andere von Süden nach Norden.
Die Gipfel bestehen vor allem aus Schiefer und Dolomit und ragen in schroffen Spitzen über die umliegenden Hügel hinaus. Unzählige Schluchten durchziehen das Gestein – teils mehrere Dutzend Meter tief – und machen Kelinschektau zu einem echten Paradies für Wanderer, Geologen und Abenteurer. Die Umgebung ist von typischer Steppe und Gebirgs-Xerophyten geprägt – eine trockene, fast unwirkliche Landschaft.
Auf den Spuren der Vergangenheit
Wenige Kilometer nördlich, im Arpaozen-Trakt, findet man prähistorische Felszeichnungen, stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Sie zeigen Jagdszenen, Tiere und rituelle Darstellungen und lassen erahnen, dass Kelinschektau schon vor Jahrtausenden ein besonderer Ort war.
In der Nähe liegt auch das kleine Dorf Abay, Ausgangspunkt für viele Wanderungen. Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zur Bessaz, der höchsten Erhebung des gesamten Karatau-Gebirges mit 2.176 Metern. Im Westen begrenzt der Fluss Koshkarata das Massiv, während im Norden die Quelle des Arpozen-Flusses entspringt – glasklares Wasser, das sich durch das steinige Gelände windet.
Zwischen Himmel und Legende
Ein Besuch in Kelinschektau ist kein gewöhnlicher Ausflug. Es ist eine Reise in eine Landschaft, die wie aus einer anderen Welt wirkt – roh, ungezähmt, geheimnisvoll. Ob man den Spuren der Legende folgt, die einzigartigen Felsformationen bestaunt oder einfach die stille Majestät der Berge genießt – Kelinschektau lässt niemanden unberührt.
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