
Runder Tisch über den Tourismus Kasachstans
Neue Impulse für den deutschen Tourismus in Kasachstan brachte ein Runder Tisch in der Botschaft der Republik Kasachstan in Berlin.
In der deutschen Hauptstadt fand Ende September ein hochrangiger Runder Tisch zum Thema „Möglichkeiten für die touristische Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und Deutschland“ statt. Ziel der Veranstaltung war es, bestehende Partnerschaften zu vertiefen und neue Wege für gemeinsame Tourismusinitiativen zu eröffnen.
Zu den Teilnehmern gehörten der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV) Norbert Fiebig, , die Kasachstan-Expertin und Autorin des bekannten Kasachstan-Reiseführers Dagmar Schreiber, Vertreter des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, des Verband unabhängiger selbstständiger Reisebüros, führende deutsche Reiseveranstalter, die Fluggesellschaften Air Astana und SCAT Airlines sowie Repräsentanten des kasachischen Ministeriums für Tourismus und Sport und die nationale Tourismusgesellschaft Kazakh Tourism. Auch wir von Entdecke Kasachstan waren als Kasachstan-Experten vor Ort und brachte eigene Erfahrungen aus mehreren Jahren touristischer Expeditionen in Kasachstan ein.
Stärkung der touristischen Brücke zwischen beiden Ländern
Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Entwicklung des Incoming-Tourismus aus Deutschland, die Förderung der Tourismusmarke Kasachstans auf dem europäischen Markt sowie die Umsetzung gemeinsamer Projekte im Kultur-, Geschäfts- und Ökotourismus. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass beide Länder über großes Potenzial verfügen, um voneinander zu profitieren und den gegenseitigen Austausch zu intensivieren.
Der Botschafter Kasachstans in Deutschland, Nurlan Onzhanov, betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Tourismuskooperation für die bilateralen Beziehungen:
Tourismus trägt nicht nur zum wirtschaftlichen Wachstum bei, sondern schafft Brücken des Vertrauens, der Freundschaft und des kulturellen Austauschs zwischen unseren Völkern. Wir sehen in Deutschland einen strategischen Partner, mit dem Kasachstan bereit ist, neue Horizonte der Zusammenarbeit zu eröffnen und einzigartige Angebote für Touristen zu entwickeln.
Deutsche Delegation erkundet Kasachstan
DRV-Präsident Norbert Fiebig berichtete von einer kürzlich erfolgten Informationsreise einer deutschen Delegation nach Kasachstan, bei der die Teilnehmer Astana, Almaty und den Weltraumbahnhof Baikonur besuchten. Besonders beeindruckt zeigte sich die Delegation von der modernen Hauptstadtinfrastruktur, dem kulturellen Reichtum Almatys mit seiner beeindruckenden Bergkulisse und dem Besuch des legendären Kosmodroms, einschließlich der Beobachtung eines Starts einer Versorgungsraumschiffs zur Internationalen Raumstation ISS.
Im Rahmen der Reise fanden zudem Treffen mit dem stellvertretenden Premierminister Ermek Kosherbayev, dem Minister für Tourismus und Sport Erbol Myrzabossynov sowie dem Chef der kasachischen Tourismusgesellschaft Kazakh Tourism Daniel Serzhanuly, statt. Dabei wurde eine Vereinbarung über die Durchführung eines speziellen Kasachstan-Forums für deutsche Touristen im Herbst 2026 erzielt.
Fiebig lobte die Organisation und den offenen Dialog mit der kasachischen Seite und unterstrich, dass Kasachstan über ein enormes Potenzial für Kultur- und Aktivtourismus verfügt. Der Erfolg bereits bestehender Projekte sollte eine solide Grundlage bilden, um die Zusammenarbeit weiter auszubauen.
Eindrücke, Erfahrungen und Inspiration
Wir, Balzhan und Axel Monse brachten bei der Veranstaltung eigene Reiseerfahrungen und Beobachtungen aus den letzten Jahren ein – sowohl positive (Infrastrukturausbau) als auch kritische Aspekte des Tourismus (Fehlende Englischkenntnisse von kasachischen Mitarbeitern im Tourismus / Zerstörung der ursprünglichen Natur durch zu schnelles Wachstum der Tourismuszahlen) in Kasachstan. Darüber hinaus präsentierte wir anschauliches Buch- und Bildmaterial, das eindrucksvoll die Vielfalt und Schönheit der kasachischen Landschaften zeigte – von den schneebedeckten Gipfeln des Tianshangebirges bis zu den endlosen mit wilden Tulpen blühenden Steppen und geheimnisvollen tiefen Canyons. Diese visuellen Eindrücke halfen den deutschen Tourismusvertretern, ein noch lebendigeres Bild vom touristischen Potenzial Kasachstans zu gewinnen.
So erkannten die Tourismusvertretern, dass Kasachstan nicht nur Geschichten deutscher Spätaussiedler und über das Kosmodrom Baikonur zu bieten hat, sondern auch eine reiche Geschichte mit faszinierenden Reisezielen bietet – wie dem Hodscha-Ahmad-Yasawi Mausoleum in Türkistan, dem spektakulären Aksu Canyon oder der malerischen Steppenoase um den See Burabay.
Doch bei aller Begeisterung für neue touristische Perspektiven wurden auch kritische Stimmen laut. So mahnte die Kasachstan-Expertin Dagmar Schreiber, dass der Ausbau bestimmter touristischer Infrastrukturen – insbesondere neuer Skigebiete im Raum Almaty – sorgfältig abgewogen werden müsse. Durch den Klimawandel ist ein weltweiter Temperaturanstieg zu verzeichnen, der sogar in Zentralasien und damit auch in Kasachstan noch stärker ausfällt. Das führt zu abschmelzenden Gletschern in den Hochgebirgen wie Tianshan- und Altaigebirge, kürzere Winter, weniger Schneefall und damit im trockenen Kasachstan zu noch mehr Wassermangel. Das setzt nicht nur die sensiblen Ökosysteme Zentralasiens zunehmend unter Druck, sondern auch die Großstädte des Landes. Eingriffe in die Natur, etwa durch den Bau neuer Skilifte, sollten daher genaustens geprüft werden.
Optimistische Perspektiven
Zum Abschluss der Veranstaltung fand ein lebhafter Meinungsaustausch statt, bei dem konkrete Schritte zur Stärkung der Geschäftsbeziehungen und zur Vermarktung Kasachstans auf dem deutschen Markt besprochen wurden. Die Teilnehmer betonten die Bedeutung regelmäßiger Treffen dieser Art, um den Dialog zu vertiefen und gemeinsame Strategien zu entwickeln.
Die Veranstaltung zeigte deutlich: Kasachstan und Deutschland sehen im Tourismus nicht nur einen wirtschaftlichen Faktor, sondern auch eine Brücke der Freundschaft und Verständigung. Beide Seiten blicken optimistisch auf die kommenden Jahre – mit dem Ziel, Kasachstan stärker in das Bewusstsein deutscher Reisender zu rücken und nachhaltige Kooperationen aufzubauen.

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