
Aksu-Schlucht bei Schymkent
Die Aksu-Schlucht ist die tiefste Schlucht Zentralasiens und bietet Wanderern tolle Ausblicke auf das Tal und die nahen schneebedeckten Berge.
Nur rund 60 Kilometer von Schymkent entfernt, am Rande des ältesten Naturschutzgebietes Kasachstans – dem Aksu-Dshabagly-Reservat – erstreckt sich eine der eindrucksvollsten Landschaftsformen Zentralasiens: die Aksu-Schlucht. Mit einer Tiefe von bis zu 500 Metern, einer Länge von mehr als 30 Kilometern und einer Breite von lediglich 800 Metern gehört sie zu den größten und tiefsten Canyons der Region und ist ein wahres Naturwunder, das seit jeher Reisende und Forscher gleichermaßen in seinen Bann zieht.
Ursprung in den Bergen des Tian Shan
Der Ursprung der Schlucht liegt im Talas-Alatau, einem Teil des Westlichen Tian-Shan-Gebirges. Hier, auf über 3.500 Metern Höhe, entspringt der Aksu-Fluss aus den Gletschern des Hochgebirges. Bereits 40 Kilometer weiter südlich beginnt der Strom in eine hügelige Ebene vorzudringen, wo er sich über Jahrtausende tief in das Gestein gegraben hat. So entstand die imposante Schlucht, die in den Monaten Juni und Juli während der Schneeschmelze ihrem Namen alle Ehre macht: „Aksu“ – das bedeutet im Kasachischen „weißes Wasser“. In dieser Zeit verfärbt sich der Fluss aufgrund feiner mitgeführter Sedimente milchig-türkis. Im übrigen Jahr zeigt er sich in einem klaren Cyanblau.
Spektakuläre Ausblicke und mutige Sprünge
Einen ersten atemberaubenden Eindruck der Schlucht erhält man am besten bei Medani, einem kleinen Dorf am schmalsten Punkt des Canyons. Hier misst die Distanz zwischen den Uferkanten gerade einmal einen halben Meter – eine waghalsige, aber beliebte Stelle für besonders mutige Wanderer, die von einem zum anderen Rand springen möchten. Doch Vorsicht ist geboten: Unter den Füßen gähnt ein über 30 Meter tiefer Abgrund, durch den sich der Aksu als schimmerndes Band zieht.
Vom Dorf Kyzylzhalau zur großen Aussicht
Ein weiterer, leichter zugänglicher Aussichtspunkt befindet sich in der Nähe des Dorfes Kyzylzhalau. Wer dort sein Fahrzeug abstellt, erreicht nach etwa eineinhalb Kilometern Fußweg den Rand der Schlucht. Hier öffnet sich der Blick auf ein einzigartiges Panorama: Steile Felswände, dahinter die Gipfel des Tian Shan, und weit unten der türkisfarbene Fluss – ein Anblick, der unvergesslich bleibt.
Eine Reise in die „Verlorene Welt“
Besonders lohnenswert ist vom Rand der Schlucht der Abstieg zum Fluss, wo sich das Naturspektakel in seiner ganzen Vielfalt zeigt. Ein gut begehbarer Pfad führt hinab in die Tiefe – zunächst durch von Sonne aufgeheizte Felsen, dann quert man den rauschenden Aksu über eine hölzerne Brücke und trifft dann auf ein feuchteres, geschütztes Mikroklima, das an ein natürliches Gewächshaus erinnert. Dank dieser klimatischen Besonderheit gedeihen in der Schlucht nicht nur typische Pflanzen der Region, sondern auch Farngewächse, Schachtelhalme und sogar Reliktarten aus vergangenen Erdzeitaltern. Dieser urtümliche, fast tropisch anmutende Lebensraum erinnert an die „Verlorene Welt“ aus dem Roman des britischen Autors Arthur Conan Doyle.
Drachenschluchten und tanzende Bäume
Der Canyon selbst fasziniert mit einer Vielzahl geologischer und landschaftlicher Formationen. Besonders eindrucksvoll ist die sogenannte „Drachenschlucht“, eine enge Passage, in der der Aksu unter einer Felsüberdachung hindurchrauscht. Wer durch den gewaltigen Naturbogen tritt, steht plötzlich unter einer fast kathedralenhaften Grotte, wo das Wasser tosend und klar an großen Steinen vorbeizieht. Nur hundert Meter weiter erreicht man die Stelle, die von Wanderführern liebevoll „Mixer“ genannt wird: Hier bildet der Fluss je nach Jahreszeit ein großes Becken, in dem treibende, vom Fluss losgerissene Baumstämme tagelang in einem Strudel kreisen. Wenn der Wasserstand im Herbst sinkt, werden sie wie zufällig am Ufer abgelegt – ein faszinierendes Schauspiel der Natur. Ein paar Schritte weiter findet sich ein markanter Felsvorsprung der wegen seiner schmalen Form den Spitznamen „Der Finger“ trägt. Mutige stellen sich oft auf diesen Felsen und posieren für ein Foto.
Ein Ort voller Geschichte und Faszination
Bereits im Jahr 1908 beschrieb der russische Geograph und Bodenkundler Semjon Neustruev seine Eindrücke von der Aksu-Schlucht während seiner Turkestan-Expedition mit poetischen Worten: „Die wütenden Wasser der Aksu, weiß vom Marmorsand, stürzen mit Getöse durch das enge Tal, und niemand wagt es, sie zu durchqueren. Die Felswände, besonders dort, wo sie am steilsten sind, sind vom Wasser glatt poliert, es entstehen Säulen, Nischen und runde Auswaschungen – von Natur aus geformte Skulpturen.“
Fazit: Ein Naturerlebnis der Superlative
Die Aksu-Schlucht ist heute eines der absoluten Highlights für Naturfreunde, Wanderer und Fotografen in Südkasachstan. Sie vereint landschaftliche Dramatik mit geologischer Geschichte, botanischer Vielfalt und fast mystischer Atmosphäre – ein Ort, der nicht nur durch seine Schönheit besticht, sondern auch durch die Stille und das Gefühl, ein vergessenes Kapitel der Erde zu betreten.
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